Freunde des sonntäglichen Adrenalinschubs, mit Traditionen ist das so eine Sache: Je nach Anlass kann es Fluch oder Segen sein. Warum? Eine unserer jüngsten Traditionen der diesjährigen Rückrunde ist ein 0:1 nach ca 15 min. Glaubt nicht, dass wir nicht schon einiges versucht haben, um es abzustellen - bis dato leider ohne Erfolg.
Eine weitere Tradition ist allerdings auch, dass wir nach dem 0:1 erst so richtig anfangen (oder wie einer der Spieler in der Besprechung sagte: "Vielleicht brauchen wir das ja.."), dann das Spiel zu unseren Gunsten drehen und am Ende 3 Punkte mitnehmen. Was das mit den Nerven der Trainer und Zuschauer macht, sei mal dahin gestellt. Meine Pulsuhr trage ich aus diesem Grund übrigens schon länger nicht mehr…
Auch das heutige Spiel war wieder etwas Besonderes: Es ging gegen einen bekannten Kontrahenten aus Mittelfranken, Neuendettelsau, die uns im ersten U15 Jahr mit einigen Toren Unterschied nach Hause geschickt hatten. In der Folgezeit konnten wir zwar einerseits einen deutlichen Heimsieg verbuchen, andererseits sollten aber alle kommenden Spiele immer auf Augenhöhe ablaufen, es war immer eng. Was würde uns also heute erwarten?
Es kam, wie es kommen musste, 0:1 nach ca 15-20 min. Obwohl wir in der Anfangsphase etwas wacher waren als vorigen Sonntag, hat es trotzdem nicht gereicht, um den ersten Gegentreffer zu verhindern. Wie ich Traditionen doch liebe...
Um Euch in diesem Zusammenhang einen kurzen Einblick in das zu geben, was vor dem Spiel in der Kabine besprochen wurde: Es ging um Mentalität. Was sie bedeutet und was sie bewirken kann. Jaja, ich höre schon den Einwand, dass ein 10 minütiges Kabinengespräch nicht unbedingt den alleinigen Ausschlag für ein 80 minütiges Spiel geben kann. Bin ja bei Euch. Wovon ich allerdings schon überzeugt bin, sind diese 2 Fakten:
Erstens, unsere Entwicklung im letzten U17 Jahr, die in der Meisterschaft mündete mit vielen beinharten und hochintensiven Matches. Und zweitens die aktuelle Runde, die wir trotz aller äußerst bedrückender Vorzeichen und nach intensiven Mannschaftsbesprechungen angegangen sind. Bei Rundenstart hatten wir 12 einsatzfähige Spieler.
Was die Jungs dann direkt daraus gemacht haben, war und ist eine Demonstration dessen, was man nicht greifen kann: Mentalität! Und wenn selbige noch auf Inhalte trifft, kann es anfangen, so richtig Spaß zu machen.
Niemals aufgeben, auch trotz Rückstand mutig bleiben, an den eigenen Erfolg glauben, keine Motzerei untereinander, sich pushen - das alles sind markante Erfolgsfaktoren. Trainierbar? Wahrscheinlich nur bedingt. Über einen längeren Zeitraum erreichbar? Davon bin ich überzeugt.
Als die grausame erste Hälfte der ersten Hälfte vorbei war, hat Felix alle erlöst: Ein wunderschön rausgespieltes Tor, klasse zurückgelegt in den Rücken der gegnerischen Abwehr gegen die Laufrichtung, dann satt, hart und trocken eingenetzt, einfach ein Tor zum Genießen. Ballannahme, Schusstechnik, Überzeugung - vom Feinsten.
Bei Treffer 2 war unser Tim zur Stelle, nach einer Ecke, auf den 2. Ball gelauert, Chance eiskalt genutzt. Den musst Du erstmal machen.
Schlussendlich kam auch unser Julius auf den Platz, der seit 2 Spielen auf etwas ungewohnter Position aufläuft. Julius war gleich hellwach, hat den etwas unkonzentrierten Rückpass der Gegner ausgenutzt und den Wettlauf mit dem Neuendettelsaukeeper um Millimeter gewonnen, Tor! Schaut Euch einfach die Bilder an, dann wisst Ihr wie sich Ekstase anfühlt.
Auch das ist ein Merkmal unserer Mannschaft, mittlerweile schon seit einigen Saisons: Wir haben nicht DEN Torjäger, der so auch vom Gegner antizipiert werden könnte. Bei uns schießen in einer Runde viele unterschiedliche Spieler ein Tor. Wie willst Du Dich darauf einstellen als Gegner?
Mit dem heutigen Sieg haben wir übrigens alle letztjährigen Kreismeister (4 Ligen) in unserer Region besiegt: Schwabach, Unterwurmbach, Neuendettlsau. Was das bedeutet? Das darf jeder Leser für sich interpretieren :)
Kommende Woche spielen wir auswärts, es geht Richtung Weißenburg. Leider nur noch 2 Spiele, wir sind nachwievor heiß auf jedes Einzelne, egal wie es ausgeht. Hauptsache wir können fußballn und zeigen, was es heißt, eine Mannschaft zu sein. Und wenn die Runde vorbei ist, geht es direkt nach Kroatien über Pfingsten, U17 Amfora Cup direkt am Meer. Was willst Du mehr? 4 gemeinsame Tage, mit Fußball, alle Familien mit dabei, Teams aus ganz Europa..
Die einzige Frage, die sich irgendwann stellen wird: Harry, Frank, was machen wir eigentlich <u>nach</u> unserer Trainerlaufbahn? Nicht, dass wir in ein Loch fallen. Naja, vielleicht Boccia, geht ja auch auf Rasen...